| Das ich in mir : Das Bild- und sein Wortwerk | The I within me |

Das Ich in mir : Die Geschichten und ihre inneren Bilder.

The I within me : The stories and their inner images.

Als ich 2014 anfing die Geschichten, Beobachtungen und Gedichte aus den letzten 20 Jahren zusammen zu tragen, wurde mir die Intensität der inneren Bilder bewusst. Diese abstrakte Form der Schreibweise erzeugt immer wieder diese Inneren Bilder bei mir. An manchen Tagen wollen sich diese Bilder in Form und Farbe zeigen.

In 2014 I started collecting stories, observations and poems of the last 20 years. During this process I became aware of the intensity of the inner images. It is the abstract form of writing that creates these pictures again and again. On some days these pictures want to present themselves in form and color.

Ein Gedicht, ein Auszug aus einer der Geschichten und eine Kurzgeschichte in englischer Übersetzung befinden sich am Ende dieser Seite

A poem, a few lines of one german story and a short story in english can be found at the bottom of this page.

Das in 2015 entstandene Bild „Das Ich in mir“ zeigt sehr deutlich und wechselhaft, was in diesem Zeitraum in mir vorging. Wirklich verstanden habe ich es erst im Jahr 2019, als mein weggeschlossenes Ich, zum ersten mal seit Kindertagen, an die Oberfläche gelangte …

Das Original hat ein sicheres Zuhause bei guten Freunden gefunden.

The picture „Das Ich in mir“ (The I within me), created in 2015, depicts what was going on in me during that period in a very intense way. In the year 2019 it really became clear to me for the first time, when the inner me, for the first time since childhood, came to surface . . .

The original has found a safe home with good friends.

Auszug aus der Kurzgeschichte „Der Kontrolleur“

Da saß sie nun. Still und eigen. Eine schwarze Skulptur, in der sich die Ängste des Fahrgastes widerspiegelten. Er stand wenige Schritte von ihr entfernt. Was sollte schon passieren. Einfach nur ein weiterer Fahrgast – der Rest existierte nur in seinem Kopf.

Es war aber auch ein irritierender Anblick. Diese eingesunkene Gestalt mit der Kapuze weit in das Gesicht gezogen. Von dem Gesicht war nichts zu erkennen. Die strähnigen, schwarzen, dichten Haare verdecken alles Weitere. Ein schwarzes Etwas.

„Ähm … Hallo?“ … Keine Reaktion.

Allerdings wurde ihm der Geruch bewusst, den diese Person ausströmte. Abgestanden. Ein Zimmer, das wochenlang nicht gelüftet worden war. Ein Schrank voller Mottenkugeln. Eine feuchte Kellerecke, in der dichter Schimmel sein Zuhause gefunden hatte. Nur ein paar der Bilder, die der Gestank in seinem Bewusstsein aufblitzen ließ. Aber da war noch mehr. Etwas, das ihm Angst einflößte. Es war nur eine leichte Note, die unter diesem abgestandenen, schweren Geruch verborgen lag. Dennoch reichte es aus, um ihm neben der Übelkeit und dem pochendem Kopfschmerz eine Gänsehaut zu verpassen, die sich von seinen Unterarmen und Oberschenkeln schnell über den ganzen Körper ausbreitete.

„Können Sie mich hören?“ … Nichts.

„Entschuldigen Sie, können Sie mir sagen, wo wir …“

Was war das? Erschrocken wich er einen Schritt zurück. Hatte sich der Kopf gerade ein kleines Bisschen in seine Richtung gedreht? Und war das ein Auge, hinter diesem schwarzen Haarbüschel? Da waren dieses leichte Funkeln und das Gefühl, angestarrt zu werden …

„K-können Sie mich … hören? … Ha-hallo?“

Der Fahrgast nahm allen Mut zusammen, ging wieder auf die Gestalt zu und legte ihr zögerlich die Hand auf die Schulter. Sein Herz raste. Wut über sein lächerliches Verhalten und ein leichter Hauch von Zorn stiegen in ihm auf. Der Griff an der Schulter wurde fester. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, brachte aber nur ein ersticktes Geräusch zustande. Das war nicht normal. Das konnte nicht echt sein. Unter dem Griff seiner Hand fühlte er durch die Kleider der Gestalt, wie sich die Haut auf dem Schulterknochen bewegen ließ; als hätte man sie nur lose über das Fleisch gezogen. Der Fahrgast konnte trotz der Panik, die in ihm wütete, seinen Griff nicht lösen. Er war wie gelähmt und glotzte weiter mit offenem Mund die Gestalt an.

Und da war es. Deutlich sichtbar. Ein Auge. Er war sich sicher – es starrte ihn durch den strähnigen, dichten Wall aus Haaren an.

Der Schock löste seine Starre.

„Was … stimmt denn nicht mit Ihnen?“, fragte er verstört und taumelte zurück, bis die nächste Sitzreihe ihm die Flucht verweigerte. Panisch tasteten seine Hände die Sitze hinter ihm ab, um seinen Körper umständlich an der Gestalt vorbei zu schieben. Ungläubig starrte er sie an. Das Auge der Gestalt hielt seinem Blick unbeeindruckt stand und verfolgte ihn weiter. Den reglosen Kopf nach wie vor nach vorne gerichtet. Als der Fahrgast sich schließlich hinter ihr befand, taumelte er rückwärts auf die rettenden Glastüren am Ende des Waggons zu. Immer die Gestalt im Blick; als fürchtete er, dass sie jeden Moment aufspringen würde, nur um sich auf ihn zu stürzen und ihm das Leben aus seinem Wesen zu saugen.

Er stieß mit dem Rücken gegen die Tür. Das schwarz gekleidete Etwas blieb auf seinem Platz. Dennoch traute er sich nicht, sich umzudrehen, und öffnete umständlich verdreht die Tür, um im gleichen Moment in den nächsten Wagenabschnitt zu stürzen. Hektisch sprang er wieder auf die Beine. Er musste weiter. Musste weg von diesem Etwas. Einfach weiter. Möglichst schnell.

Er taumelte in den nächsten Zugbereich – „Unnatürlich eng“ – und blieb zwischen den sich aufbäumenden, seitlich angebrachten Kunststoffbälgen stecken, während sich die Tür hinter ihm schloss. Die ölverschmierten, schmierigen Vorrichtungen drückten von beiden Seiten auf ihn ein und hielten ihn so fest. Sie hatten etwas Organisches, etwas Lebendiges an sich. Wie ein pulsierendes Wesen, das versuchte, ihn mit allen Mitteln bei sich zu behalten. Die Metallplatten unter seinen Füßen, die den Übergang der aneinander gekoppelten Züge überbrückten, schlugen wild hin und her und forderten seine Beine zu einem obskuren Tanz auf. Umständlich zog er sich mit Hilfe der nächsten Tür nach vorne und öffnete diese im gleichen Moment. Es kam ihm vor wie eine Geburt. Er war das Kind eines alptraumhaften Zuges, der von einem wahnsinnigen Schaffner geleitet wurde. Verzweifelt wand er sich weiter nach vorne, bis der Zug ihn schließlich in den nächsten Abschnitt spuckte.

Weiter! Du musst hier weg! Geh weiter!„, war das Einzige, was er noch denken konnte. Übelkeit und Schmerzen waren vergessen. Jetzt war dieser Mensch nur noch von Panik und Angst beherrscht, die ihn wie eine Meute blutgieriger Hunde weiter vorantrieb.

Die nächste Tür hielt seinen Fluchtversuch auf – er schlug mit seinem ganzen Körper gegen dieses Hindernis. Panisch tasten seine Hände nach einem Griff, einer Mulde – irgendetwas, das ihm seine Flucht ermöglichen würde. Doch seine Hände tasteten nur eine blanke Metallfläche ab. Kein Griff. Keine Mulde. Ohne weiter darüber nachzudenken fing er damit an, mit den Fäusten auf die Tür einzuschlagen. Das dumpfe, unnatürliche Geräusch, das die Tür unter den Schlägen des Fahrgastes von sich gab, verzierte die unwirkliche Szene. Doch davon bekam er nichts mehr mit. Er wollte nur noch weiter. Weg von all dem – einfach nur weg. Einfach nur weiter … Er nahm Anlauf und warf sich mit aller zu Verfügung stehenden Kraft gegen das metallische Hindernis. Etwas in seiner Schulter feuerte einen stechenden Schmerz durch seinen rechten Arm. Ohne dass es ihm bewusst war, fing er an zu schreien, während er erneut Anlauf nahm, um sich mit der unbeschädigten Schulter gegen die Tür zu werfen.

Dieses Mal gab sie nach…

Das Loch

(was bleibt, das ist – was wird, das war)

die Tiefe, die einst in mir lebte

sich von der Angst in mir ernährte

verweilte – und verlor sich ganz

in ihrem tiefen schwarzen Glanz

betrogen durch den Hoffnungsschimmer

verlor sich Tiefe in sich selbst

die Wut, die ich ans Licht getragen

den Hass, den ich einst ausgegraben

die Stille, die sich um mich schloss

umhüllte mich mit Schweigen

betrogen von der stummen Macht

verlor ich mich – nicht mehr ich selbst

was für ein Leben – das Hier – das Jetzt

wohin zu streben – was bleibt zuletzt?

und wieder hin und herzerrissen

verdammte Wut – verdammtes Wissen

betrogen – was verloren geht

verwehrte mir Vergebung

als Schwärze sich in Schwarz verlor

als mein Verstand im Wahn gefror

als Widerwillen Kenntnis sah

erstarrte jenes Wesen

aus Angst, die Ganzheit zu verstehen

versuchte ich zu leben

Rock Bottom

His head felt heavy. Far too heavy! He was just sitting there, looking at the floor of the moving coach, and he didn’t even try to lift his head. He knew that if he succeeded, he’d suffer for it.

Then again, it was no wonder. His skull was filled to the brim with thoughts, greasy and far too rich, thoughts his brain would probably not be able to digest even in five years time.

How long he had already been sitting in this bus, he didn’t know. It felt like an eternity. Maybe not quite an eternity, but it had to be three hours at least … and for somebody who hated travelling by bus, this was a very long time indeed! His head still bent, he closed his eyes and despondently contemplated the tiny flickering spots of light behind his eyelids, mocking him with their mad dance. Another thing he hated. But that wasn’t everything. Not by a long shot.

Another thing he hated was the noise in the overcrowded vehicle. It was impossible to find a moment of peace to digest even the tiniest thought. And it got worse and worse. First, the numbing, mindless chitchat. Then, the loud voices with their increasingly aggressive undertone, followed by hysterical shouting and cursing and … there was indeed someone sitting close to him praying to his father, God he called him all the time …

Suddenly, several heavy blows shook the bus. He still kept his eyes closed. The screaming of the people had become unbearable. He felt somebody jerking at his shoulder, and a moment later, he suddenly felt weightless and light.

Now he opened his eyes, and when he did, he looked into a deep abyss. The ground was rushing towards him with frantic speed. The grip on his shoulder tightened like a tourniquet. He turned around and stared into a terrified face, eyes wide open, mouth gaping and twitching, as if convulsively trying to speak.

But that certainly wasn’t allowed to happen!

 “Don’t talk to the driver,” he told the person still clinging tightly to his shoulder and he just managed to point to the sign over his seat, before the bus smashed on the rocky ground …

Start of nothing

It was sitting in front of a computer, staring at the screen … the space where it sat lay in shadows … there was nothing to see – apart from the face lit by the pulsating light coming from the monitor … the pulsating face was just eyes … huge eyes, staring transfixed at a single word … the word was mirrored in the huge pupils and stared at its own existence … in this moment, there was nothing but this word, annihilating and undoing everything else … the only thing that remained was the pulsating word … out of the movement, a second arose … and then a third …

Start of nothing

THE END

Epilogue:

start … space … face …

eyes … word … existence …

moment … movement … nothing

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